Filipino Martial Arts (Eskrima / Kali / Arnis)
Die Entstehungsgeschichte von Filipino Martial Arts
Arnis / Eskrima / Kali
Die philippinischen Kampfkünste, die so genannten Filipino Martial Arts (FMA), haben eine jahrtausende lange Tradition. Populär wurden die FMA allerdings erst in den letzten Jahrzehnten. Sie zählt im Gegensatz zu den japanischen und chinesischen Kampfkünsten zu den jüngsten öffentlich gelehrten Kampfkünsten aus Asien.
Wenn heute von den philippinischen Kampfkünsten gesprochen wird, sind zumeist die Waffen- und Kampfsysteme gemeint, die während und nach der spanischen Besatzungszeit im 16. Jahrhundert perfektioniert wurden.
Auf Grund der Vielzahl von Inseln (die Philippinen – benannt nach dem spanischen König Philipp II. (1527-1598) – bestehen aus ca. 7000 Inseln) und deren sprachlichen Unterschiede existieren für die phillipinischen Kampfkünste eine Vielzahl von synonymen, die in den drei folgenden Oberbegriffen Kali, Arnis und Eskrima zusammengefasst werden.
Alle meinem im Großen und Ganzen die Kunst des philippinischen Waffenkampfes und ihre waffenlose Umsetzung. Eine genaue Differenzierung dieser 3 Standartnamen ist ein mühsames Unterfangen, allein schon, weil es eine fast unzählbare Anzahl verschiedener Stile dabei gibt. Als erste Information möge genügen, dass die sprachliche Verwendung der Begriffe K-A-E eine geographische Abhängigkeit besitzt. Der Begriff Arnis ist überwiegend im Norden, Eskrima hauptsächlich im Zentrum und Kali fast nur im südlichen Teil der Philippinen gebräuchlich.
Anders wie in den asiatischen Kampfkunstmetropolen Japan und China üblich, ist für die philippinischen Kampfkünste charakteristisch, dass zuerst der Umgang mit den Waffen erlernt wird. Das dahinterstehende Grundprinzip besagt, dass die Technikausführung mit den Waffen, ohne Weiteres auf die waffenlose Verteidigung übertragen werden kann. Die verschiedenen Waffen werden lediglich als eine Verlängerung der eigenen Hand betrachtet. Dies macht die FMA zu einer äußerst praktischen, effektiven und flexiblen Kampfkunst.
Interessant ist auch, dass nahezu alle Waffentechniken der FMA auch mit Alltags-gegenständen, wie z. B. Schlüssel, Zeitung, Regenschirm, Kugelschreiber, Handy usw., ausgeführt werden können.
Normalerweise werden die verschiedenen Stile mit Hilfe von unterschiedlichen Methoden/ Kategorien klassifiziert. Jedes System bzw. jeder Stil enthält bis zu 12 Ausbildungsgegenstände. Je nach Zielsetzung des Stils sind diese Kategorien mehr oder weniger stark integriert.
Traditionell überlieferte Disziplinen der FMA
“Mündlich überliefert sind zwölf Stufen der Krieger-Ausbildung:
1. Stock, Schwert, Axt
2. Doppelstock
3. Messer
4. Doppelmesser
5. Messer und leere Hand
6. Faustkampf
7. Trittkampf
8. Ringkampf
9. Speer und Stab
10. Geschosse und Wurfpfeile
11. Blasrohr
12. Pfeil und Bogen
Inwieweit diese zwölf Kategorien tatsächlich einem Lehrplan modernen Maßstabes entsprachen, lässt sich ebensowenig sagen wie nachzuvollziehen ist, ob in solcher Form überhaupt unterrichtet wurde. So war beispielsweise das Blasrohr lediglich auf Palawan und Mindanao verbreitet. Es dürfte daher kaum Unterrichtsgegenstand anderer Inselvölker gewesen sein. Und die Erfahrung vieler ausländischer Sportler, die auf den Philippinen in heimischen Kali/ Arnis/ Eskrima-Clubs trainiert haben, belegen, dass sich dort kaum jemand um eine planmäßige Ausbildung schert. Es wird trainiert, was gerade ansteht. Warum also sollte es in vorkolonialer Zeit anders gewesen sein?” (vgl. Minoza, 1998)
Ich bevorzuge folgende Kategorisierung der FMA
Einzelwaffen (Single weapons)
· Einzelstock (Isang Olisi, Solo baston)
· Messer, Dolch (Baraw, Daga)
· (Kurz)Schwert (Sundang, ursp. langes Messer)
· Schwert (Kampilan, Kris)
· Palm/pocket stick
· Langstock (Bankaw)
· Speer (Sibat)
Doppelwaffen (Double weapons)
· Doppelstock (Dalawang Olisi, Doble baston)
· Doppelmesser (Baraw-Baraw)
· Schwert (Stock) und Dolch (Messer) (Espada y daga bzw. Olisi y baraw)
· Stock/ Schwert und Schild
Waffenloses Kämpfen (Empty hands fighting)
· Leere-Hand-Systeme (Cadena de mano, Pangamay, Mano Mano)
· Faustkampf (Panantukan, Suntokan)
· Trittkampf (Sikaran)
· Ringkampf (Dumog, Buno)
Flexible Waffen (Flexible weapons)
· Seil
· Kette
· Nunchaku
· Peitsche
· Wurfpfeile (Throwing weapons, Udyong)
· Geschosse (Projectile weapons, Tapon-Tapon)
· Blasrohr (Suput)
· Pfeil und Bogen (Bayanan sa Pana ug Pana)
Üblicherweise war und ist heute immer noch der Stock die erste Waffe mit der ein Anfänger umzugehen lernt. Metallene Schwerter wie das Kris und das Kampilan waren selbst zu der Besatzungszeit im 16. Jahrhundert noch selten gebräuchlich. Das Tragen und die Verwendung metallener Waffen hatte sich vornehmlich auf wohlhabende Adelskreise beschränkt. Die breite Masse der Einheimischen übten den Umgang mit Waffen aus den Materialien Holz, Bambus oder Rattan. Die Stöcke in den philippinischen Kampfkünsten sind in der Regel aus Rattan gemacht. In der Regel haben sie eine Länge von 70 cm und einen ungefähren Durchmesser von 20 bis 25 mm. Die Länge kann aber von Stil zu Stil variieren und reicht von 30 cm bis 220 cm.